Ein junges Mädchen hat sich auf dem abendlichen Ball in einen hübschen jungen Mann verliebt. Dieser schenkt ihr zum Abschied eine weiße Rose. Beglückt über das kleine Geschenk, eilt sie nach Hause, versenkt ihr Näschen in die Staubgefäße und drückt die Blume an die Wange. Vom Tanzen ermattet, sinkt sie in den Plüschsessel und schläft ein. Die Rose entgleitet ihrer Hand und fällt zu Boden.
Das Fenster war nur angelehnt. Plötzlich wird es aufgestoßen und ein Mann springt ins Zimmer. Der junge Herr ist nicht von dieser Welt, sondern ein Geist, auch kein Poltergeist, sondern der Geist der Rose, die auf dem Boden liegt. Er bemerkt die Kleine im Sessel und hat den Wunsch mit ihr zu tanzen. Er umkreist sie zunächst, fasst sich dann ein Herz und tippt sie an, bis sie schlaftrunken die Augen öffnet. Den galanten Tanzpartner kann sie unmöglich abweisen. Er hält sie geschickt, so dass sie ihr Körpergewicht gar nicht spürt. Irgendwann hat der junge Mann genug vom Tanzen und geleitet das Mädchen zu seinem Sessel. Mit einem eleganten Sprung aus dem Fenster verschwindet er dahin, woher er gekommen ist.
Die Morgensonne scheint ins Zimmer und weckt die Schlafende. Sie hat ihren schönen Traum nicht vergessen und blickt umher, ob der junge Mann sich vielleicht unter dem Bett versteckt hat. Dann sieht sie die weiße Rose am Boden liegen, hebt die Blüte behutsam auf und drückt sie an sich, anstatt sie endlich ins Wasser zu stellen.
Anmerkungen:
Das 1819 veröffentlichte Klavierstück hatte Weber nicht für eine visuelle Darstellung vorgesehen. Als aber die Pariser Oper 1841 den „Freischütz“ herausbrachte, verlangte die Gepflogenheit des Hauses eine Balletteinlage. Weber war aber schon verstorben, und Hector Berlioz wurde beauftragt, das Problem zu lösen. Über den Auftrag nicht besonders glücklich, wählte er das genannte Klavierstück aus, um daraus eine Orchesterfassung anzufertigen, die beim Publikum sehr gut ankam. Bei den Franzosen blieb „L'Invitation à la valse“ lange Zeit untrennbar mir dem „Freischütz“ verbunden .
Unter dem Titel „Le Spectre de la rose“ choreographierte Michel Fokine das Stück eigens für Waslaw Nijinskij und Tamara Karsawina, die sich damals auf dem Gipfel ihrer Karriere befanden. Das kleine Meisterwerk wurde auch von anderen Choreographen bearbeitet, zunächst von Joseph Mazilier und im Jahre 1870 von Arthur Saint-León.
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musirony 2007 - Engelbert Hellen