musirony - Gilgamesh
 

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Schöne Oper - selten gehört


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Per Nörgaard [geb. 1932]

Gilgamesh

Oper in sechs Tagen und sieben Nächten 


 

nach dem gleichnamigen Epos des babylonischen Dichters Sin-lege-unnani aus dem 12.JH.v.Chr

Uraufführung am 14. Mai 1973 an der Jutland Opera in Aarhus

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Personen
Gilgamesh, König von Uruk, Heros und Halbgott
Enkido (Engidu), sein Freund und Kampfgefährte
Aruru, Göttin, Schöpferkraft
Ishtar (Inanna), Liebesgöttin
Huwawa (Chumbaba), Dämonischer Waldhüter
Siduri, eine Gastwirtin
Itnapisthtim, Nichtsterblicher Urahne von Gilgamesch, (Der Noah der Bibel)
Ishara, Tempeldirne
und weitere

Mesopotamien zu mythischer Zeit

 

 
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HANDLUNG 

TAFEL 1 - GILGAMESH

Der sumerische König Gilgamesh setzt sich aus zwei Substanzen unterschiedlicher Qualität zusammen. Zwei Drittel seiner Natur sind göttlich, während der Rest menschliche Attribute aufweist, zu denen auch die Sterblichkeit gehört. Welcher Seite nun die negativen Eigenschaften zuzurechnen sind, ist schwer zu definieren, ein Held ist er in jedem Fall. Man erkennt das daran, dass er darauf aus ist, Heldentaten zu vollbringen, die man auch ganz einfach als groben Unfug bezeichnen könnte. Als König nimmt er sich das Recht der Ersten Nacht heraus und viele kleine Mädchen weinen, nicht weil sie den Helden nicht mögen, sondern weil er zu wüst mit ihnen umgegangen ist. Der Thronrat steht der Situation hilflos gegenüber und schließlich wenden sie sich an den Himmelsherrn Anu, nicht um Hilfe, sondern um Erlösung von ihrem Despoten zu erbitten. Der Schöpfergott leitet die Bitte an seine Gehilfin Aruru weiter, die ihm aus Lehm einen Widersacher schafft, mit dem Gilgamesh sich nach Herzenslust raufen kann.

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TAFEL 2 - ENKIDO

Enkido heißt der Knabe aus Lehm, den die Himmelsgöttin in der Steppe abgesetzt. Friedlich weidet er mit den anderen Tieren das Gras und trinkt mit ihnen an der Wasserstelle. Aggressivität würde niemand in ihm vermuten. Ein Wilddieb ärgert sich über ihn, weil der Naturmensch die Fallen zerstört, mit denen er die Gazellen fängt. Er denkt ihn anderweitig zu beschäftigen und bringt beim nächsten Jagdabenteuer eine Tempeldirne mit, die ihren Busen entblößen und sich mit ihm abgeben soll. Zunächst stellt der Naturmensch sich ziemlich linkisch an, kommt aber bald auf den Geschmack und schließlich kann er nicht genug von der Verführerin bekommen, er begattet sie sechs Tage und sieben Nächte lang. Die anderen Tiere wollen jetzt mit Enkido nichts mehr zu tun haben und die Huftiere galoppieren davon. Die Dirne regt an, Enkido soll doch mit ihr in die Stadt kommen. Es lebt sich dort angenehmer und Lustbarkeiten aller Art würden ihn erwarten. Mit stattlichem Körperbau ausgestattet, kann es nicht ausbleiben, dass sich sein Weg mit dem Pfad von Gilgamesh kreuzt. Enkido beginnt Streit mit dem König und beide kämpfen miteinander. Keinem will es gelingen, die Oberhand zu gewinnen und so beschließen sie aus praktischen Erwägungen Freunde zu werden.

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TAFEL 3 - HUWAWA

Nun behauptet Gilgamesh, dass im benachbarten Zedernwald ein Dämon hause, den es unschädlich zu machen gilt. In Wirklichkeit ist es aber der Forstmeister, der etwas dagegen hat, dass unkontrolliert Bäume gefällt werden, um es als Bauholz zu verwerten oder die Badehäuser damit zu beheizen. Er mahnt, aufzuforsten, damit sich die Nachwelt nicht über kahle Hügel mokieren muss. Kein Verständnis auf Seiten der beiden Naturschänder. Huwawa wird von Enkido kurzerhand niedergerungen und sein Lebenslicht zum Erlöschen gebracht.

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TAFEL 4 - ISHTAR

Die Göttin Ishtar hat sich in Gilgamesh verliebt und wünscht ihn sich als Bettgefährten. Doch Gilgamesh ist zu Liebesdiensten nicht geneigt und zeigt unverständlicherweise Allüren. Er beleidigt die Liebeshungrige und behauptet - obwohl vorzüglich geschminkt - sei sie doch  schon ein bisschen zu alt für ihn. Jetzt reicht es den Himmlischen. Auf Betreiben Ishtars wird der Himmelsstier freigelassen und auf die Bevölkerung von Uruk gehetzt. Ishtar hatte gedroht, sie würde die Pforten der Unterwelt zerstören und die Zombis freilassen, damit sie - an Zahl überlegen – die Menschen aufessen, wenn man ihrem Rachsucht keinen Respekt zollt. Mit dem wütenden Stier – ein unerfahrenes Jungtier - wird Gilgamesh schnell fertig, schleudert seinen Speer und bringt es zu Fall.

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TAFEL 5 – ENKIDOS TOD

Die Himmlischen beschließen Enkidos Tod, weil er den Huwawa getötet und die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllt hat. Sie schicken ihm eine Krankheit und ohne sichtbare Ursachen legt der Busenfreund des Königs sich auf das Krankenlager und rührt sich nicht mehr. Gilgamesh will nicht wahrhaben, dass der flüchtige Maulesel, der Wildesel des Gebirges und der Panther der Steppe gestorben ist und wartet auf ein Wunder. Der König hat sich in den Kopf gesetzt, dass ein Dämon ihm den Freund weggenommen habe und klagt herzzerreißend. Nach sieben Tagen hat er den Gefährten seiner Heldentaten noch nicht bestattet, doch als ein Wurm aus Enkidos Nase kriecht, bekommt der Trauernde einen furchtbaren Schrecken und denkt, dass ihn eines Tages das gleiche Missgeschick treffen könnte.

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TAFEL 6 - SIDURI

Gilgamesh hat in Erfahrung gebracht, dass die Götter seinem Urahnen Utnapishtim Unsterblichkeit verliehen haben. Er will ihn aufsuchen, um sich nach den Konditionen zu erkundigen. Durch den Berg Maschu führt ein Tunnel, der aber für den Durchgangsverkehr gesperrt ist. Die beiden Wächter – halb Mensch, halb Skorpion – kann Gilgamesh beschwatzen, ihn passieren zu lassen. Er gelangt sodann in einen Garten, in dem die Blumen aus Edelsteinen geformt sind. Kunsthandwerk und Mineralienkunde interessieren im Moment wenig. Begierig, seinen Ahnherrn wiederzusehen, kommt Gilgamesh an den Unterweltfluss und legt in dem Fährhäuschen eine kurze Rast ein. Dort trifft er auf die Schenkin Siduri, die viele gute Ratschläge für ihn bereit hält. Sie rät ab, nach der Unsterblichkeit zu suchen, es sei ein aussichtsloses Unterfangen, denn die Götter haben sich vorbehalten, den Zeitpunkt zu bestimmen, wann ein Menschenleben zuende gehen soll. Das intelligente Mädchen gibt dem Suchenden den Rat, dass er seinen Bauch füllen und bei Tag und Nacht fröhlich sein soll. Jeder neue Tag soll ein Fest der Freude sein und Musik und Tanz den Ablauf bestimmen. Er soll in klarem Wasser baden, sich die Haare und den gelockten Bart einölen und ein sauberes Gewand anziehen. Das Kind, welches er an der Hand hält, soll er anblicken und die Frau an seiner Seite sich seiner Umarmung erfreuen. Vom Fährmann weiß sie, dass der liebe Verwandte Utnapishtim auf der Insel der Unsterblichen wohnt, die Gilgamesh in der Mitte des Flusses wahrnehmen kann.

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TAFEL 7 - UTNAPISHTIM

Doch in der Tat ist es beschwerlich, dorthin zu kommen, denn das Flusswasser ist völlig verseucht, weder zum Baden noch zum Trinken tauglich. Eine Chemiefabrik oberhalb des Flusses hat Abwässer und Säuren hineingeleitet und die himmlischen Götter sind unfähig, den Missstand abzustellen. Andererseits ist das schwefelhaltige faulige Wasser ein wirksamer Schutz gegen unbefugtes Betreten der Insel durch Neugierige. Der Fährmann benutzt ein Ruder aus Stein, weil Holz nach jedem Ruderschlag sofort wegfault und aus der Hand fällt. Den Preis für die Überfahrt will Gilgamesh nicht entrichten und unüberlegen zerschlägt er dem Fährmann das Ruder aus Stein. Nun ist es seine Aufgabe Schadenersatz zu leisten und er hat 120 Paddel aus Baustämmen zu schälen, weil Holz als organische Substanz den Gesetzen von Leben und Tod unterliegt und jeder Knüppel nur einmal zu gebrauchen ist. In der Mitte des Sees angekommen, ist der Vorrat an Ruderwerkzeug verbraucht. An die letzte Stange hat Gilgamesh sein Hemd aufgehängt. Er hält sie hoch und eine günstige Briese bewirkt, dass das Boot schließlich am Ufer der Insel anlegen kann.

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Wie glücklich ist der Urahn, seinen Nachfahren in die Arme schließen zu können, denn Besuch von Sterblichen ist auf der Insel selten und im Prinzip auch unerwünscht. Utnapishtim erzählt ihm eine lange Geschichte von einer Sintflut, welche die Menschheit heimsuchte und vernichtete. Aber ihm und seiner Familie war es vergönnt, zu überleben. Nachdem er festen Boden unter den Füßen verspürte, war es seine erste Handlung, den  Göttern ein Dankopfer darzubringen. Die Himmlischen haben sich über diese lobenswerte Geste so sehr gefreut, dass sie ihn als Einzigen mit ewigem Leben beschenkten.

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Von seiner weiten Reise ist Gilgamesh außerordentlich ermüdet, so dass er sich hinlegt und sechs Tage und sieben Nächte ohne Unterlass schläft. Der Komponist Per Nörgaard nutzt diesen Zustand, um seine Oper in den Ablauf von sechs Tagen und sieben Nächten einzubetten. Als Traumerlebnis zieht Unglaubliches und Unglaubwürdiges am Auge des Zuschauers vorbei.

 

Die Tage der Gastfreundschaft gehen zuende, doch Utnapishtim lässt den verzweifelt Suchenden nicht ohne Trost. Der Gütige gibt ihm die Pflanze des Lebens, die bewirkt, dass aus Alt wieder Jung gemacht werden kann.

 

FINALE

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An die Oberwelt zurückgekehrt hat Gilgamesh 50 Doppelstunden zu laufen, bis er ermüdet zu einer Quelle gelangt. Doch während er ein Bad nimmt, um sich zu erfrischen, kommt eine Schlange, schnappte sich die Pflanze und verschwindet. Wie gewonnen, so zerronnen! Der Bestürzte kann noch beobachten wie der widerwärtige Wurm sich häutet. Utnapistim weint bitterlich, doch die Ratschläge Siduris, der Schenkin, hat er sich zu Herzen genommen, wird nach ihnen leben und sie an seine Kinder weitergeben..

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Anmerkungen:

Diese Oper stellt eine Besonderheit dar, weil Silben und Worte keiner lebenden Sprache zugeordnet werden können. Die Laute sind orientalischen Klangfarben nachempfunden und gehen eine gelungene Synthese mit einem reichhaltigen Schlagzeugarsenal und einem bunten Bläser-Ensemble ein. Der Kompositionsstil ist der Avantgarde zuzurechnen und versucht ein Klanggefüge zu vermitteln, welches den Stimmungsgehalt des Epos unterstreicht. Eine szenische Darstellung wird erleichtert, weil die Personen des assyrisch-babylonischen Epos nicht vom Geschehen berichten, sondern als Darsteller die Stimmung mit viel Pathos und Emotion durchleben.

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Die hochwertige Dichtung geht auf sumerisch-akkadische Quellen zurück und bewegt sich in vielen Variationen nacheinander und nebeneinander durch den Alten Orient. In seiner literarischen und philosophischen Qualität erfüllen die Verse höchste Ansprüche und konnten erst im letzten Jahrhundert vollständig erschlossen werden. Die Keilschrift-Tafeln der Bibliothek des Assurbanipal machten es möglich.

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Im Jahre 1973 haben Mitglieder des schwedischen RSO unter dem Dirigenten Tamás Vetö in Skandinavischer Vokalbesetzung - unter ihnen Britt Marie Aruhn als Aruru – das Werk kompetent eingespielt. Neben Per Nörgaard hat sich auch Boleslaw Martinu mit der Vorlage auseinandergesetzt, bleibt mit seinem Oratorium aber im konventionellen Rahmen.

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musirony 2007 – Engelbert Hellen

 


 

Dokumentation: Dansk Musik Antologi 025.026 EMI-LP. 6C 063-39190/191, Dauer etwa 100 Min.

 

 

 

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